Stadt Minden – Pressestelle 28. Juli 2022
Wenig Geflüchtete kommen aktuell nach Minden – Stadt Minden hat seit Wochen ihr Aufnahmesoll übererfüllt – In rund zwei Wochen kann der Ball wieder rollen
Minden. Die für die Aufnahme von Geflüchteten aus der Ukraine vorbereitete Mehrzweckhalle in Minden-Stemmer wird wieder zurückgebaut. Das hat in dieser Woche der Verwaltungsvorstand der Stadt Minden entschieden. Schon seit einigen Wochen hat die Stadt ihr „Aufnahmesoll“ übererfüllt. Das heißt, es werden seitdem keine Geflüchteten – weder Ukrainerinnen noch Menschen aus anderen Ländern – mehr vom Land Nordrhein-Westfalen an Minden zugewiesen. Derzeit liegt die Quote bei 122 Prozent. Mehr als 1.000 Ukrainerinnen wurden in Minden aufgenommen – viele davon privat. Aktuell hat die Stadt Minden 837 Flüchtlinge – davon 252 aus der Ukraine – in Wohnungen, in der ehemaligen Grundschule Leteln und im Hildegard-Schumacher-Haus (HSH) untergebracht.
Nicht nur in Minden auch landes- und bundesweit kommen momentan nur noch wenige Menschen aus der Ukraine an. Der Staat wurde Ende Februar von Russland angegriffen. Der Krieg dauert an. Anfangs haben sich sehr viele Menschen – auch nach Deutschland – auf den Weg gemacht. Das ist Ende April 2022 deutlich abgeebbt. „Vor diesem Hintergrund konnten wir es nicht länger rechtfertigen, dass die Halle in Stemmer bis auf Weiteres für den Sportbetrieb nicht zur Verfügung steht“, sagt Bürgermeister Michael Jäcke. Es sei im Verwaltungsvorstand daher beschlossen worden, die Einrichtung, den Boden und die Trennwände wieder abzubauen.
Seit Anfang Mai war die Halle eine von mehreren Notunterkünften in Minden für die kurzfristige Aufnahme von Geflüchteten. „Ziel der Stadt war, ist und bleibt es, alle Geflüchteten in Wohnungen unterzubringen“, macht Bürgermeister Jäcke deutlich. Daher hab die Stadtverwaltung auch im März 2022 einen Aufruf gestartet und viele Wohnungen von privaten Vermietern sowie auch von Wohnungsgesellschaften angeboten bekommen. Für weitere 85 Wohnungen wurde ein Mietvertrag abgeschlossen, davon stehen aktuell 45 Wohnungen schon zur Verfügung.
Alles – auch Möbel, Betten und Bettwäsche, Spielzeug und Geschirr – wird nahe der Halle eingelagert und kann jederzeit wieder zum Einsatz kommen, sollte sich die Lage ändern“, betont Peter Schwarze, Leiter des Bereiches Soziales. „Wir werden maximal 14 Tage für den kompletten Rückbau brauchen und genau so lange, um alles wiederherzurichten“, so Schwarze weiter. Die Halle war Anfang April vom Netz gegangen und in mehreren Wochen – auch mit großen ehrenamtlichen Engagement – mit einem festen Boden ausgelegt, mit Abtrennungen versehen, mit Betten und mit Möbeln für den Essbereich und einem Spielbereich für Kinder eingerichtet worden, um maximal 144 Geflüchtete aus der Ukraine aufnehmen zu können.
Mit dem Rückbau der Mehrzweckhalle in Stemmer soll noch an diesem Wochenende mit vielen freiwilligen Helferinnen und Helfern – unter anderem aus der Ortsgemeinschaft Stemmer – begonnen werden. Koordiniert wird der Einsatz von Heino Nordmeyer, bis Ende Mai 2021 Leiter der Feuerwehr Minden und reaktivierter Pensionär. Er zeichnete auch für den Aufbau verantwortlich. Eng eingebunden war stets auch Ortsbürgermeister Udo Braun-Niermann. „Wir rechnen damit, dass die Halle in Stemmer in rund zwei Wochen wieder für den Schul- und Vereinssport zur Verfügung steht“, kündigt Peter Schwarze an. Sie wird im Schwerpunkt vom Ratsgymmnasium, das derzeit keine eigene Halle hat, von einer Kita sowie vom HSV Minden-Nord (Handball), vom TV GW Stemmer (Breitensport) und von GWD (Handball) genutzt. Das Sportbüro hat die Schulen und Vereine bereits informiert.
„Wir haben aus der Flüchtlingskrise in den Jahren 2015 und 2016 gelernt und wollten danach möglichst immer zwei Schritte vor der Lage sein“, erläutert Bürgermeister Michael Jäcke. Das habe die Stadt geschafft und umgehend reagiert, als die Welle der Geflüchteten aus der Ukraine noch hoch war. „Ich habe immer gesagt, dass die Halle im Idealfall gar nicht bezogen wird“, so Jäcke weiter. Es handele sich um eine Notunterkunft, die nur für die kurzzeitige Aufnahme gedacht war und nicht für einen längeren Aufenthalt.
Neben der Mehrzweckhalle Stemmer mit Nebenräumen wurde daher im Frühjahr auch die ehemalige Hafenschule (66 Plätze) zu einer Unterkunft für Geflüchtete hergerichtet. „Diese bleibt vorerst auch so bestehen“, berichtet Bereichsleiter Schwarze. Bereits Ende Februar konnte innerhalb weniger Tage die ehemalige Grundschule in Leteln mit 80 Plätzen als Unterkunft mit Appartements reaktiviert werden. Ende März konnte die Stadt einen Vertrag mit der Diakonie Stiftung Salem zur Nutzung des leerstehenden Hildegard-Schumacher-Hauses schließen, um dort weitere 80 Menschen aufnehmen zu können. Mehrere Familien konnten zwischenzeitlich in von der Stadt angemieteten Wohnungen umziehen.
In Stemmer wurden Dusch-, Wasch- und Toilettencontainer aufgestellt, die vorerst auch dort bleiben. Die Halle und die Nebenräume waren seit Ende Mai betriebsbereit. Es ist eine kleine Kantine für die drei Mahlzeiten am Tag sowie ein großer Spiel- und Bewegungsraum für Mütter und Kinder mit gespendetem Spielzeug eingerichtet worden. Auch Fahrräder, Fahrradhelme und Schlösser standen – wie auch an der Hafenschule – zur Verfügung.
Für den Betrieb der Unterkunft hat die Stadtverwaltung im Mai 2022 einen Vertrag mit der Johanniter Unfallhilfe (JUH) als Betreiber geschlossen. Dieser könne frühestens Ende Oktober wieder gekündigt werden, so Schwarze. Die JUH-Kräfte „drehen aber keine Däumchen“, sondern sind zurzeit in der Schule Leteln und im HSH für die Betreuung von Geflüchteten eingesetzt.